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Das Ufo

(Schulterblick aus meinem Buch: Die Paragus-Prinzipien, 3. Prinzip = Prinzip des Rhythmus)

Ich weiß nicht, ob ihr Carlos kennt. Carlos ist ein schwarzer belgischer Schäferhund und meine Frau und ich dürfen mit ihm zusammenwohnen. Eine ganz besondere Freude ist es für mich, morgens mit ihm in den Wald zu gehen, alleine deswegen, weil ich es sonst nicht tun würde. Wer kommt schon auf die Idee, bei Wind und Wetter, im Hellen und im Dunkeln, morgens ungeduscht und manchmal sogar, ohne zuvor einen Kaffee getrunken zu haben, mit Kotbeuteln bewaffnet in den Wald zu gehen?

Mir gibt es jeden Morgen eine komplett neue Perspektive. Carlos zeigt mir mit seinem spielerischen Hang, alles im Wald entweder begrüßen, verbellen oder bepinkeln zu müssen, auch das Leben selbst im Wald, an dem ich sehr oft einfach nur vorbeigehen würde. So ein Wald hat etwas Einnehmendes. Sehr oft fange ich plötzlich an zu beten. Ja, ich bete. Ihr werdet es an der einen oder anderen Stelle schon erraten habe, dass ich an den Gott in mir glaube und mit diesem auch regelmäßig spreche. Hier ist es meist der Impuls der Dankbarkeit und diese auch zum Ausdruck zu bringen, der mich beten lässt. Früher, in meinem waldlosen Leben, kam ich nicht immer dazu, aus Dankbarkeit zu beten. Das passierte eher selten. Wenn ich betete, dann meist nur, um etwas zu erbitten oder mich mit meinen Problemen an die himmlischen Führer (eher im Außen, also im Horizontalen) zu wenden. Es gab aber auch Fälle, in denen ich um Erleuchtung betete, um Führung, um eine Idee, um Geld, um Liebe, um Lösungen für meine aktuellen Probleme. Kurz, ich betete darum, dass Gott einen seiner Vertreter, gerne Jesus oder Maria oder wenigstens einen der Erzengel (drunter mache ich es ja nicht), zu mir schicken solle, damit die mir schön mein Leben genau so in Ordnung brächten, wie ich das selbst aus eigenen Antrieb nicht mehr für möglich hielt.

Mit dem, was ich euch jetzt erzählen werde, wird es schwer. Aber lasst euch einmal darauf ein.

Folgende Geschichte hat sich so nicht zugetragen, ich erzähle sie aber, als habe sie stattgefunden. Okay? Also bitte bis zum Ende zuhören und vorher keine Polizei rufen.

Es war an einem wunderschönen Morgen, es war noch dunkel, aber der Tag gähnte mir schon entgegen, und Carlos ging mit mir in den Wald. Es ging ihm mal wieder nicht schnell genug. Ich trat in den Wald ein, und von der ersten Sekunde an übermannte mich das Gefühl, jetzt dringend beten zu wollen. Das tat ich dann auch, und ich beschloss das Gebet mit den Worten: „… und führe und begleite mich durch diesen Tag. Und lass mich bitte wissen, ob das, was ich da gerade mache, gut ist, und wenn du mir eine Antwort schickst, dann lass sie mich bitte auch unmissverständlich als solche erkennen. Es bringt ja nichts, wenn du mir als gut gemeinte Botschaft, dass ich gut unterwegs bin, eine Taube schickst, die sich vor mich hinsetzt, worauf Carlos sie dann wegjagt, sodass ich das Zeichen nicht erkenne. Also, lass dir bitte etwas einfallen. Dein Victor, Amen.“ Vielleicht erkennt sich der eine oder andere in dieser Gebetsstilistik wieder.

Dann ging ich ein paar Schritte weiter und blieb an einer großen Wiese stehen. Carlos flirtete mit einem Baum, dem er dann selbstlos Wasser spendete. Plötzlich fixierte mein noch müdes Auge ein Licht am noch etwas dunklen Himmel, das scheinbar immer größer wurde und sich auf mich zubewegte. Ich schaute nach links. Carlos war vollkommen mit einem Laubblatt beschäftigt. Auch sonst war alles still. Wie in Zeitlupe spielte sich vor mir nun etwas ab, das mein Leben verändern sollte. Das Licht wurde immer größer, und plötzlich landete ein goldenes Ufo vor mir auf der Wiese. Die Klappe ging auf, und eine Jesus-ähnliche Gestalt in einem weißen Gewand kam direkt auf mich zu. Sie legte ihre Hand auf meine Schulter, schaute mir tief in die Augen und sagte: „Victor, es ist alles gut, wie du es machst. Du bist auf einem fantastischen Weg, der dich ans Ziel bringen wird. Es ist alles bestens. Bleib so, wie du bist. Achte auf dich und verkünde meine Werte.“

 

Ich schaute dem immer kleiner werdenden Licht noch ziemlich lange hinterher. Carlos, der normalerweise alles ihm Unbekannte anbellt, hatte scheinbar nichts mitbekommen. Kein Blaulicht, auch sonst kein Licht, das irgendwo angegangen war und mir zumindest eine Sofortbestätigung gegeben hätte, dass ich mich nicht getäuscht hatte.

Ich ging nun mit Carlos nach Hause. Was heißt gehen, ich lief. Als ich ankam, überfiel ich meine Frau und erspare euch jetzt die genaue Wiedergabe meines Original-Wortlautes. Was man eben so sagt, wenn einem Jesus gerade in einem Ufo erschienen ist.

Natürlich wurde ich im Anschluss hinsichtlich kritischer Dosierungsaspekte meines vorabendlichen Weinkonsums verhört. Als dies zweckfrei blieb, erkannte ich in den mir sonst so vertrauten Augen meiner Frau eine gewisse Skepsis, die sie auch im Folgenden nicht ablegte. Ich entschied mich, auch zur allgemeinen Beruhigung, noch einmal gründlich über alles nachdenken zu wollen.

Aber ich wusste ja, dass es sich so abgespielt hatte! Wahnsinn. Jesus und ich. Richtige Kumpels. Im Geiste druckte ich schon Visitenkarten und buchte Säle, um mich als einen zu präsentieren, dem Jesus in einem Ufo erschienen war. Da musste man doch etwas draus machen können.

Ich erzählte es noch am selben Tag meinem besten Freund. Diesmal jedoch mit etwas mehr Selbstwahrnehmung: Hey Kumpel, ich weiß, wie bescheuert sich das jetzt für dich anhören wird, aber … blablabla, Jesus, blablabla, Ufo, blablabla, Wald und Carlos …

Mein Freund sah mich lange an, und mit seinem mir so vertrauten Mutter-Theresa-Blick sagte er: „Victor, ehrlich, du scheinst echt selber zu glauben, was du sagst. Aber unter uns, ich kann mit dem Mist überhaupt nichts anfangen.“

So ging das weiter mit jedem, dem ich von meinem Erlebnis erzählte. Meine Mutter verstand mich noch am besten, und ich fühlte mich auch so lange wohl bei ihr, bis sie versuchte, eine von ihren besonderen Pillen, die schon Oma Maria geholfen haben sollen, in meinem Wasserglas aufzulösen.

Ich suchte meine Therapeutin auf. Endlich. Jemand, der mich verstand. Am Ende verrannte sie sich jedoch in eine merkwürdige Symboltheorie und empfahl mir, einmal darüber nachzudenken, was mir dieses Jesus-in-einem-Ufo-Bild denn vielleicht sagen solle. Uns allen begegne Jesus ja schon mal in der einen oder anderen Form!

Ich zog mich zurück aus der Gesellschaft. Ich haderte, und es gab verzweifelte Momente, in denen ich selber nicht mehr wirklich daran glaubte, dass Jesus mir erschienen war.

Schließlich ging ich in die Kirche. Und da fiel es mir auf: In der ganzen Zeit, in der ich im gesamten Freundes- und Familienkreis um Anerkennung meiner Geschichte kämpfte, hatte ich vergessen, danke zu sagen oder im Gebet nach Antworten zu suchen. Ich ging also zum Opferstock und zündete eine Kerze an. Meine Schuhe waren neu und noch etwas nass vom Regen. Bei jedem Schritt begleitete mich deswegen ein unangenehmer Quietschlaut. Das führte dazu, dass sich plötzlich vor mir eine Gestalt aufbaute, die sanft einen Zeigefinger auf ihre Lippen legte und mich zur Ruhe ermahnte. Ich wollte gleich protestieren, aber irgendetwas ließ mich innehalten und diese Situation in meinem Gehirn einfrieren.

Was war ich doch für ein Vollidiot. Ja, klar! Es war so, als stehe Jesus noch einmal vor mir, lege den Finger auf seine Lippen und animiere mich zum Schweigen.

Bei allen Beschreibungen meiner Geschichte, dass Jesus mir erschienen war, hatte ich nicht eine Sekunde über den Inhalt nachgedacht. Was hatte Jesus noch zu mir gesagt: „Victor, es ist alles gut, wie du es machst. Du bist auf einem fantastischen Weg, der dich ans Ziel bringen wird. Es ist alles bestens. Bleib so, wie du bist. Achte auf dich und verkünde meine Werte.“

Konnte es sein, dass diese Botschaft ausschließlich für mich bestimmt war? Bei allen Versuchen, dies jemand anderem zu erzählen, hatte ich nur Hohn und Spott geerntet. Aber genau darum ging es doch! Was sollten andere Menschen auch mit dem anfangen, was ausschließlich mir passiert war? Entscheidend war doch nur, was ich daraus machte. Wenn das Leben dieser Botschaft dazu führen würde, dass ich einen guten Weg für meine Leben fand, dass ich gute Antworten fand, die mich weiser machten und dadurch auch magnetischer, dann führte das doch automatisch zu dem, was ich scheinbar suchte: Anerkennung im Außen – etwas, das aber doch zunächst einmal im Inneren gestaltet werden musste, und das scheinbar sehr kraftvoll begleitet.

Diese Geschichte ist, wie gesagt, so nicht passiert, aber sie hätte jederzeit passieren können. Ich kenne viele Menschen, die täglich darum beten, dass sie von Gott persönlich ein Zeichen bekommen, welcher Art auch immer. Eine ganze Religion wartet auf das Erscheinen des Herrn, aber wenn ich meine Geschichte betrachte, weiß ich gar nicht so genau, was passieren würde, wenn Jesus wirklich, also real, in unserer chaotischen Welt wieder irgendwo auftauchen würde. Wie würdet ihr reagieren, wenn euch jemand erzählte, ihm sei Jesus erschienen? Was glaubt ihr, würde mit Jesus passieren, wenn er beispielsweise in New York in der 5th Avenue einen Blinden heilen oder sonst irgendein Wunder vollbringen würde? Würde das Ganze so viel besser laufen als vor 2.000 Jahren?

Offen gesagt, wird mir angst und bange bei diesem Gedanken. Ich persönlich habe aber dennoch eine große Freude daran, über Begegnungen wie diese nachzudenken. Jeder von uns kann in seinem persönlichen Kontext mit Gott, Jesus oder einem seiner Vertreter in Kontakt treten – oder gerne auch säkular nur einer inneren Stimme folgend, die sich an der in diesem Kapitel beschriebenen Liebe orientiert –, ohne dass dies für einen anderen interessant ist. Es geht doch nicht um ein allgemein anerkanntes Erscheinen oder den Beweis, dass es Gott gibt. Das sind reine Äußerlichkeiten. So etwas wie „Opas Josefs lieber Gott“ kann nur im Glauben existieren, in meinem persönlichen Glauben. Dieser wirkliche Glaube baut die Begegnung mit meinem inneren Gott erst auf. Dieser Glaube schafft erst den Raum, in dem mir der liebe Gott begegnen kann. Und genau das ist auch die Antwort auf die Frage, warum viele von uns mit Gott nichts anfangen können, weil sie glauben, dass ihre Gebete unerhört geblieben sind: Man darf fragen, ob die Person zuvor überhaupt diesen von mir beschriebenen Raum aufgebaut hat. Hat sie ihn horizontal oder vertikal gesucht? Wer nicht genau versteht, was ich hier mit bedingungslosem Glauben meine, dem sei folgendes Bild geliehen.

Indiana-Jones und der Jäger des verlorenen Schatzes: Dem Helden der Geschichte, Harrison Ford, wird in Büchern der heilige Gral beschrieben und auch der Weg, diesen Gral zu finden. Der Weg sei mit harten Prüfungen flankiert, unter anderem mit einer harten Glaubensprüfung am Ende. Natürlich gibt es auch das personifizierte Böse im Film, die, die auch den Gral finden wollen. Und somit ergibt sich eine inhaltsschwache, aber handlungsstarke Story. Doch mich interessiert letztlich nur das eine Bild am Ende, für das es sich lohnt, diesen Film zu gucken: Nach allen bestandenen Prüfungen läuft unser Held auf eine Sackgasse zu. Eine Felsgrotte mündet an eine Schlucht, die tief bis in das flüssige Gestein zu gehen scheint. Hinter ihm folgt das Böse, das ihn schon beinahe erreicht hat. Er erinnert sich an seine Recherchen und den Text, wonach ihm genau hier eine Glaubensprüfung begegnen wird. Genau hier, wo es scheinbar keinen Ausweg mehr gibt, gibt es in Wirklichkeit einen unsichtbaren Weg, der wie eine Brücke zur anderen Seite der Schlucht führt. Unser Held hätte also die Möglichkeit, weiterzugehen, wenn er es nur wagt, seinen Fuß in vermeintliche Leere zu setzen, auf die Gefahr hin, dass er abstürzt. Und er macht es. Sein Fuß findet Halt, und er kann zur anderen Seite gelangen, was seinen Verfolgern natürlich nicht gelingt, aufgrund ihres schwachen Glaubens.

Mehr Inhalt ist aus diesem Buch nicht erforderlich, ich habe den guten Harrison Ford wirklich nur für dieses Bild gebraucht. Der Punkt ist: Wir werden weder im Glauben geprüft noch werden uns Konsequenzen bei Nichtglauben angedroht. Es ist an uns, die wunderbaren Möglichkeiten zu entdecken, die sich aus einem bedingungslosen Glauben ergeben können, nämlich diesen selbst gestalteten Raum in unserer tieferen Ebene mit kraftvollen Gedanken füttern zu dürfen.

Und welch liebevolles Geschenk wäre es dann, wenn mir Liebe in meinem persönlichen Raum begegnete, ich vollgepumpt würde mit göttlicher Energie, wenn ich im Anschluss nach Hause ginge und die Botschaft in dem Wissen um meine Nähe zu meiner inneren Göttlichkeit einfach nur leben würde?

Wer hier mit „Gott“ oder dem „Göttlichen“ überhaupt nichts anfangen kann, sei einfach nur mit den Inhalten der ersten drei Prinzipien konfrontiert und deren konsequenter Umsetzung im Leben. Es ist für das Ergebnis vollkommen egal, ob ich beispielsweise einen starken Wunsch realisiert haben möchte oder bete. Es besteht dabei überhaupt kein Unterschied, solange sich alles an der Liebe orientiert, die hier stets als natürliches Gleichgewicht verstanden werden soll, die niemals ausgeglichen werden muss.

Denkt auch hier an das Prinzip der Anziehung. Wer Liebe sät, wird Liebe ernten. Wenn ihr dann in besonderer Liebe zu euch selber seid, könnt ihr auch viel Liebe geben, und euch wird viel Liebe geschenkt werden. Das ist ja kaum auszuhalten, denke ich mir.

Der Jesuit und Paläontologe Teilhard de Chardin schrieb: „Wir sind gewiss nicht Menschen, die eine spirituelle Erfahrung machen, sondern spirituelle Wesen, die ein Erfahrung als Menschen machen.“

Ich habe schon viele tolle Menschen in meinem Leben getroffen. Sehr oft begegnen mir diese tollen Menschen unerwartet. Mehr als einmal trieb es mir die Tränen in die Augen, weil die Menschen genau die Memorykarte in ihren Händen hielten, die ich in meinem Leben gerade suchte. Ich hatte um Antworten gebeten, und Antworten kamen, und sie kommen auch heute noch – nicht immer in der Sprache, die ich erwarte, aber sie kommen. Und zwar nur für mich und für mein Verständnis.

Ich denke weiter, dass Jesus tatsächlich schon vielen Menschen in dieser Welt erschienen ist, aber stets nur in einer sehr persönlichen Botschaft. Das Ufo in meiner fiktiven Geschichte steht somit nur für das Außergewöhnliche, weil zwar erbeten, aber nicht in dieser Form erwartet. (An dieser Stelle dürfte meine Therapeutin sich dann doch ein bisschen freuen.) Ich glaube, dass dieses besondere, individuelle Erscheinen auf Erden für alle Beteiligten die beste aller Lösungen ist.

Wenn die Liebe nach dem 3. Paragus-Prinzip wirklich die natürliche Balance darstellt, die niemals negativ ausgeglichen werden kann und die Kraftspender für alles ist, dann weiß ein Victor aber doch spätestens jetzt, in welche Richtung es gehen darf.

Wenn ich das verstanden habe und in dankbarer Liebe annehme, dann bekommt ein jedes Leben eine wunderbare Leichtigkeit. Genau diese Leichtigkeit ist es, die mich bei bestimmten Menschen daran glauben lässt, dass genau ihm auf die eine oder andere Weise ein Ufo erschienen ist.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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